Die Bauchraum-basierte Blutreinigungsoption bei Niereninsuffizienz
Während der Peritonealdialyse wird die Dialyseflüssigkeit in den Bauchraum eingeleitet. Das Bauchfell, eine dünne Membran, die die Bauchorgane umgibt, dient als natürlicher Filter. Über einen bestimmten Zeitraum verbleibt die Flüssigkeit im Bauchraum, wodurch schädliche Abfallprodukte und überschüssige Flüssigkeit aus dem Blut in die Dialyseflüssigkeit übergehen. Nach Ablauf der vorgesehenen Zeit wird die verbrauchte Dialyseflüssigkeit aus dem Bauchraum entfernt und durch frische ersetzt.
Ablauf einer Peritonealdialyse
Ein typischer Ablauf einer Peritonealdialyse sieht wie folgt aus:
1. Vorbereitung
Der Patient erhält eine Dialyselösung, die über einen Katheter in den Bauchraum eingeführt wird.
Ein Arzt oder eine Pflegekraft überprüft den Zustand des Patienten und stellt sicher, dass er für die Dialyse geeignet ist. Ein Arztbesuch ist in der Regel aller 4 bis 6 Wochen notwendig.
2. Einbringung der Dialyselösung
Die Dialyselösung wird durch den Katheter in den Bauchraum geleitet.
Die Lösung bleibt für eine bestimmte Zeit im Bauchraum und kommt mit der Peritoneummembran in Kontakt.
In dieser Lösung befindet sich Zucker (Glukose) in einer viel höheren Konzentration als im Blut des Patienten. Diese hohe Zuckerkonzentration zieht überschüssiges Wasser aus dem Blut in die Dialyselösung.
3. Diffusion und Ultrafiltration / Verweilzeit
Während die Dialyselösung im Bauchraum verweilt, kommt es durch Diffusion und Ultrafiltration zur Entfernung von Abfallstoffen, überschüssiger Flüssigkeit und Elektrolyten aus dem Blutkreislauf.
Die Lösung bleibt etwa 3-4 Stunden im Bauchraum – in dieser Zeit können die Patienten sich frei bewegen und arbeiten.
4. Ablauf der Dialyselösung
Nach einer vorgeschriebenen Zeit wird die Dialyselösung, die nun die abgefilterten Abfallprodukte enthält, über den Katheter aus dem Bauchraum abgelassen.
Das Ein- und Ablassen erfolgt nach dem Prinzip der Schwerkraft. Die frische Lösung hängt an einem hohen Ständer, währenddessen der leere Beutel für den Auslauf auf dem Boden liegt.
Dieser Vorgang dauert etwa 30 Minuten.
5. Wechsel der Dialyselösung
Ein neuer Beutel mit frischer Dialyselösung wird eingeführt, um den Prozess zu wiederholen.
Dieser Zyklus kann mehrmals täglich erfolgen, je nach dem individuellen Dialyseplan des Patienten.
6. Überwachung
Der Patient überwacht regelmäßig seinen Gesundheitszustand und meldet eventuelle Probleme oder Beschwerden dem medizinischen Personal im Dialysezentrum.
Der Katheter und die Umgebung werden auf Anzeichen von Infektionen überwacht.
Ist die Flüssigkeit im Beutel beispielsweise trüb, könnten Entzündungen im Bauchraum vorliegen.
Wichtig ist außerdem, dass der Beutel gewogen wird und dies dokumentiert wird. So weiß das medizinische Personal im Dialysezentrum, wie viel Flüssigkeit herausdialysiert wurde.
Voraussetzungen für eine Peritonealdialyse
Lassen Sie sich ausführlich durch medizinisches Personal schulen.
Aus medizinischer Sicht benötigen Sie eine gut erhaltene Bauchfellmembran. Diese darf im besten Fall nicht durch Verwachsungen oder Narben gestört sein.
Stellen Sie in Ihrer Wohnung ausreichend Platz für das Verbrauchsmaterial zur Verfügung. Außerdem ist das Vorhandensein eines Raumes ratsam, der abschließbar, steril und zugfrei ist.
Einige Tage vor der ersten Peritonealdialyse muss ein Dialysekatheter gelegt werden. Dies erfolgt in einer kleinen Operation, die i.d.R. nicht länger als 30 Minuten dauert.
Was ist ein Dialysekatheter?
Im Zusammenhang mit der Peritonealdialyse bezieht sich der Begriff „Dialysekatheter“ auf einen speziellen Katheter, der in die Bauchhöhle (Peritoneum) eines Patienten eingeführt wird. Dieser Katheter ermöglicht den Zugang zur Peritonealhöhle, wo die Dialyseflüssigkeit (Dialyselösung) platziert wird, um Abfallprodukte und überschüssige Flüssigkeit aus dem Blut zu entfernen. Dieser Katheter besteht aus einem dünnen Schlauch aus weichem, flexiblem Material (meist Silikon) und ist ca. 20 cm lang.
Vorbereitung einer Peritonealdialyse
Folgende Schritte sollten vor der ersten Peritonealdialyse beachtet werden:
1. Ein ausführliches Gespräch mit Ihrem behandelnden Arzt über das geplante Nierenersatzverfahren ist der erste Schritt. Fragen Sie nach möglichen Nebenwirkungen und informieren Sie sich, was es für Sie und Ihr privates Umfeld bedeutet.
2. Sprechen Sie mit Ihrem Arbeitgeber über Ihren medizinischen Zustand. Eine volle Berufstätigkeit ist häufig nicht vereinbar, da Sie sich nach einer Dialyse sehr geschwächt fühlen werden.
3. Sprechen Sie mit Ihrer Familie bzw. Ihren Angehörigen und binden Sie im besten Fall eine Person ein, die Sie im Bedarfsfall während der Dialyse unterstützen kann.
4. Einige Tage vor der ersten Dialyse muss ein Zugang (Dialysekatheter) geschaffen werden.
Georg Ganter führte 1923 in Würzburg die erste klinische Peritonealdialyse durch.
– Deutsche Gesellschaft für Nephrologie e.V.
Unterformen der Peritonealdialyse
Die ambulante Peritonealdialyse (CAPD)
Bei der CAPD führen die Patienten manuelle Austausche der Dialyselösung durch. Dies geschieht in der Regel vier- bis fünfmal täglich, einschließlich eines Wechsels während der Nacht. Jeder manuelle Austausch dauert in der Regel etwa 30 bis 40 Minuten.
Die automatisierte Peritonealdialyse (APD)
Bei der APD erfolgt der Dialyseprozess mithilfe einer Maschine (auch Cycler genannt), die automatisch mehrere Wechsel der Dialyselösung während der Nacht durchführt. Die APD kann in der Regel fünf- bis siebenmal pro Woche durchgeführt werden, abhängig von der ärztlichen Verschreibung und den individuellen Bedürfnissen des Patienten. Jeder Wechsel dauert in der Regel mehrere Stunden, und die Maschine kann während des Schlafes des Patienten arbeiten. Ein weiterer Vorteil ist, dass moderne Cycler es sogar ermöglichen, die Behandlungsergebnisse direkt an die Ärzte des Dialysezentrums zu übermitteln.
Die assistierte Peritonealdialyse
Bei der assistierten Peritonealdialyse ist der Patient nicht in der Lage, die PD selbstständig durchzuführen. In dem Fall übernimmt ein Partner, ein Angehöriger oder eine geschulte Pflegekraft den Beutelwechsel bzw. startet und beendet die Cyclermaschine.
Die intermittierende Peritonealdialyse (IPD)
Bei der IPD ist der Patient ebenfalls nicht in der Lage die PD selbstständig durchzuführen und hat zudem keinen Angehörigen, der die PD für ihn zu Hause durchführen kann. In dem Fall hat der Patient die Möglichkeit, die PD in einem Dialysezentrum durchzuführen.
Was ist der Unterschied zwischen Heimhämodialyse und Peritonealdialyse?
Bei der Heimhämodialyse handelt es sich um eine Hämodialyse. Das bedeutet, dass das Blut des Patienten durch eine Maschine geleitet wird, um Abfallprodukte und überschüssige Flüssigkeiten zu entfernen, bevor das gereinigte Blut in den Körper zurückgeführt wird. Bei der Peritonealdialyse hingegen wird die Bauchhöhle (Peritoneum) des Patienten als natürliche Filtermembran genutzt. Eine Dialyselösung wird in den Bauchraum eingeführt und Abfallprodukte passieren die Bauchwand in die Dialyselösung.
Risiken und Nebenwirkungen einer Peritonealdialyse
Infektionen an der Katheterausgangsstelle bzw. entlang des Katheters: Infektionen sind eine ernste Komplikation der Peritonealdialyse. Der Dialysekatheter kann eine Eintrittspforte für Bakterien darstellen, was zu Peritonitis führen kann, einer Entzündung des Peritoneums (der Membran, die die Bauchorgane umgibt).
Schwäche der Bauchmuskulatur: Aufgrund des ständigen Zufuhr- und Abflussprozesses von Flüssigkeit in die Bauchhöhle kann es zu einer Schwächung der Bauchwand kommen, was das Risiko für die Entwicklung von Hernien (Brüchen) erhöhen kann.
Ein- und Auslaufstörungen: Durch Verstopfungen oder Knicke im Katheter oder das Zusammenkleben des Katheters mit dem Peritoneum kann es zu Störungen beim Ein- und Auslaufen der Dialyseflüssigkeit kommen. Dies führt wiederum dazu, dass die Dialyseleistung unzureichend ist und sich zu viele Giftstoffe im Blut ansammeln.
Undichtigkeit des Bauchfells: Dies kann dazu führen, dass sich Wasser im Genital- oder Bauchwandbereich ansammelt.
Ästhetische Auswirkungen: Langfristige Anwendung der Peritonealdialyse kann in einigen Fällen zu Veränderungen in der Bauchform führen, was als „Dialyse-Bauch“ bekannt ist.
Bitte beachten Sie, dass diese Informationen allgemeiner Natur sind und nicht als Ersatz für professionelle medizinische Beratung dienen. Konsultieren Sie immer Ihren Arzt oder medizinisches Fachpersonal für individuelle Ratschläge. Unsere Informationen basieren auf medizinisch fundierten Quellen und Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie (DGfN), um sicherzustellen, dass Sie genaue und zuverlässige Informationen erhalten. Wir empfehlen auch, zusätzlich zu unserer Website auf offizielle medizinische Organisationen wie die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) zurückzugreifen. Stand: 12.12.2023
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